Rhabarber, Obst oder Gemüse?

Der uns bekannte, als Gemüse genutzte Rhabarber (Rheum rhaponticum ) gehört zur Familie der Knöterichgewächse. Verwandt sind zum Beispiel Sauerampfer, Vogelknöterich und der oft als Gründüngung verwendete Buchweizen.

Wie viele unserer Pflanzen stammt Rhabarber aus Asien. Er soll bereits vor 5000 Jahren in China und Tibet als Heilpflanze bekannt gewesen sein. Mitte des 18. Jhd. wurden die ersten Pflanzen in England eingeführt. 100 Jahre später waren sie in ganz Deutschland im Anbau. Wir kennen heute etwa 50 Sorten. Einige stellen wir hier vor.

Rhabarber ist eine ausdauernde Pflanze. Vor dem Winter sterben Blätter und Blattstiele ab. Die in der Grünmasse vorhandenen Baustoffe (Assimilate) werden in den knollenartigen Wurzeln, den Rhizomen eingelagert. Aus diesem Rhizom treiben im Frühjahr unterirdische Knospen (Nasen) und bilden eine neue Blattgeneration. Das Rhizom selbst ist sehr kälteresistent und benötigt keinen besonderen Winterschutz. Der empfindlichere Austrieb übersteht Spätfröste bis -3°C. Eventuell ist also für März- Mitte April Schutz durch ein Gartenvlies nötig.

Anbau: Jede Pflanze benötigt gut 1 m² lockeren Gartenboden, wo er sich im Frühjahr schnell erwärmen kann. Von gesunden Altpflanzen werden im Herbst oder Frühjahr Rhizomteile abgestochen und so gepflanzt, dass die Nasen etwa 4 cm unter die Erdgleiche kommen. Die Umgebung der Pflanzen muss unkrautfrei und locker gehalten werden.  Rhabarber verträgt auch Schatten, aber nicht die Nachbarschaft von Obstbäumen, mit denen er Krankheiten, wie Kragenfäule, austauscht! Abdecken im Spätwinter beschleunigt den Austrieb.

Rhabarber

gehört zu den Starkzehrern, benötigt also eine entsprechende Düngung und gute Bewässerung, dann kann man sich über schnelles Wachstum und zarte Blattstiele freuen. Vor dem Austrieb erhält jede Pflanze 1 Eimer Kompost, zusammen mit Rinderdung (Pellets), oder 50g organischem Volldünger. Später wird dem Gießwasser einmal wöchentlich Brennessel- oder Beinwelljauche zugesetzt. Nach der Erntezeit soll noch viel Blattmasse vorhanden sein. Die Pflanze ist dann nochmals mit Kompost zu versorgen. Wichtig ist, dass sie nach der Ernte nochmals gedüngt wird. Die Pflanze kann dann vor dem Winter Kraft tanken, um im Frühjahr entsprechend stark auszutreiben. Außerdem wird durch die Gabe der organischen Stoffe der Boden weiter verbessert. Wer keinen eigenen Kompost hat, erhält ihn z.B. als „Humus-Kompost“ bei der Kompostierungsanlage, GABCO, in Warden, Würselen, Aachen- Brand.

Vor der ersten Ernte soll die Pflanze sich erst 2 Jahre entwickeln. Dann werden je Pflanze 4- 5 Stangen tief angefasst, und ohne viel Gewalt abgezogen. Üben! Nicht abschneiden oder brechen!

Das Blatt wird mit einem Messer so abgeschlagen, dass- bis zum Verbrauch- eine etwa 5- 8cm lange „Hand“ an der Stange verbleibt (Bild links). Von starken, alten Pflanzen kann man in der Erntezeit (April bis Mitte Juni) mehrfach Stängel entnehmen.

Beachten Sie aber: Alle Pflanzen mit Knollen, Zwiebeln und Rhizomen brauchen bis zum Verwelken oberirdische Pflanzenteile, die den unterirdischen Teilen Produkte der Fotosynthese zuführen, die dort bis zum nächsten Austrieb gelagert werden. Also immer einige Stängel stehen lassen!

Blütenstände bilden sich besonders nach starken Kältereizen. Sie sind Kräfte zehrend und werden so tief wie möglich ausgebrochen (Skizze).

Die Stangen sind reich an Mineralstoffen und Vitaminen, und sehr energiearm. Der Anteil an Frucht- und Oxalsäure regt die Verdauung an. Allerdings wird dem Rhabarber Kalzium- abbauende Wirkung nachgesagt. Auch Nieren- und Gallenkranke sollten wegen möglicher Steinbildung vorsichtig sein.

Wie auch immer, Rhabarberkuchen ist schon etwas Feines!

 

RhabarberSorten, unterscheiden sich in Erntezeitpunkt, Ertragsmenge, Färbung-, Größe und Gewicht der Stangen, und durch ihre Erntefreundlichkeit.

  • ‚Stockbridge Arrow‘ (‚Arrow‘): Frühe Sorte mit rotem Stiel und an der Basis leicht rötlichem, sonst hellem (weißlichem) Fleisch. Der aufrechte, schlanke Wuchs und das leuchtende Rot wirken sehr attraktiv. Gute Erträge.
  •  ‚Sutton‘ (‚Sutton Seedless‘): Gruppe früher bis mittelfrüher, englischer Sorten mit rotgrünem Stiel, grünem Fleisch, hohem Ertrag und gutem Aussehen. Nachteilig ist die Neigung zu längsrissigen Stielen insbesondere in den ersten 2 Erntejahren.
  •  ‚Frambozenrood‘: Frühe bis mittelfrühe Sorte mit rotem, langem Stiel und grünem Fleisch. Die leicht zu erntenden, attraktiv gefärbten Stangen bringen sehr gute Erträge.
  •  ‚Timperley Early‘ Sehr frühe Sorte mit grünlichem bis leicht rötlichem, langem, allerdings brüchigem Stiel und grünem, zartem Fleisch.
  •  ‚Mira‘ Mittelfrühe Sorte mit grün-rotem Stiel, grünem Fleisch, hohem Ertrag, aber etwas großer Blühneigung und zu großem Grünanteil der Stangen.
  • ‚Holsteiner Blut‘ Mittelfrühe Sorte mit rotem Stiel und rötlichem Fleisch, aber geringem Ertrag, dünnen Stangen, und fragwürdigem Geschmack.
  • ‚Goliath‘ Mittelspäte Sorte mit dickem, z.T. rötlichem Stiel, grünem Fleisch und bei genügender Düngung großem Ertragspotential. Sehr große Stangen.
  •  ‚Van Kooten‘ Sehr frühe, robuste Sorte mit gutem Aussehen, gutenErnteeigenschaften und relativ hohen Erträgen.

 

Helmut Herten

Quellen:

Die Sortenbeschreibungen aus: „Kulturblatt Rhabarber“ des Bildungs- und Beratungszentrums

Arenenberg für Gemüse und Beerenbau, Thurgau, Schweiz. Peter Konrad/ Ludger Knapp

Zeichnung aus „Der Nutzgarten“ Ulmer Verlag. Hermann Link/ Winfried Titze, Fotos: Verfasser.

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