Holzgabionen, was ist das?

man kann es meinetwegen auch anders nennen, aber es ist etwas, das man im Garten als gestalterisches Element, als Sicht- und Windschutz verwenden kann. Wollten Sie z. B. nicht schon immer ihre Kompostecke elegant verschwinden lassen?

Der besondere Vorteil des Bauteils liegt darin, dass es ökologisch bedeutsam ist.

Vor Jahren hatte ich vor, in meinem naturnahen Garten meine Lieblings- Sitzecke rückwärtig zu schützen. Da ich durch meine Arbeit als Obstbaumwart stets Äste und Knüppelholz hatte und üblicherweise entsorgte, kam mir eine Idee. Ich schlug eine Reihe Pfähle mit Abstand von 1- 1,25m ein. Dahinter eine zweite Reihe. Zwischen den Reihen ließ ich einen Abstand von gut 50cm. Dann begann ich, den Zwischenraum mit Knüppelholz (Äste mit 3-8cm Durchmesser)in Längsrichtung auszufüllen. Nach einer Schicht von 20 cm Höhe verspannte ich jeweils die gegenüberliegenden Pfähle mit Zaunspanndraht. dann kam die nächste Schicht, bis die Pfahlhöhe erreicht war. Sehr schnell entwickelte sich der Ehrgeiz (das geht jedem so!) die teilweise krummen und unregelmäßigen Hölzer miteinander zu verklinken und so zu kramen, dass es eine Freude war.

Die oberste Lage wurde natürlich auch durch Draht festgezogen. Da stand nun eine Mauer aus Holz. Sehr fest- sie steht auch nach 15 Jahren noch. Das Holz trocknet ständig ab und verrottet kaum.

Zunächst könnte man meinen, das sei nur ein Holzstapel. Etwas exakter als gewöhnlich. Und irgendwie ist es das ja auch, aber das Ding lässt sich mit wenig Aufwand in ein Schmuckstück verwandeln.  Die Pfähle die den Stapel außen stützen lassen sich mit Leichtigkeit verkleiden.

Dazu braucht man Haselnuss- Stangen und Weidenruten. Wenn man auch etwas stärkere Weidenruten hat (ca 3cm) geht es auch ohne Hasel. Diese werden nämlich quer auf die senkrechten Pfosten genagelt. Von Querstange zu Querstange lässt man 20- 25cm Abstand.

Die oberste Querstange kommt ans obere Ende, die unterste 5-10 cm über Boden.

Jetzt kann man dünnere Weidenruten senkrecht einflechten. Zum Schluss hat man ein Korbmuster. Und das ist schick! Jetzt sieht es nicht mehr nach Holzstapel aus. Der Fantasie sind beim Verkleiden keine Grenzen gesetzt. Wer’s rustikal mag, verleidet überhaupt nicht.

Beim Flechten erfährt man nach kurzer Zeit, dass man nicht nur den Durchlauf vor- und hinter den Querstangen wechseln muss, sondern auch die dicken und dünnen Enden der Ruten. Es lässt sich nicht nur mit Weide flechten, lange Jungtriebe von Hasel und Hartriegel sind auch gut. Damit kann man sogar Farbe ins Spiel bringen.

Die Enden sollten den Boden nicht erreichen, wegen der tierischen Besucher, aber auch weil die Ruten sonst sofort Wurzeln schlagen und zu Bäumen werden!

 

Und jetzt die ökologische Seite:

Als ich das Ding zum ersten Mal gebaut habe, war Artensterben noch nicht wie heute Das Thema. Ich liebe aber von Jugend an die Tiere, die uns umgeben und wusste, dass ich ihnen hier etwas Nützliches anbiete. Vor allem Zaunkönig, Meisen und Rotkehlchen haben sich nach kurzer Zeit damit beschäftigt. Im Inneren finden sich diverse Insekten ein, die wiederum das Interesse der Vögel wecken. Je nach Lage finden sich Tiere ein, die im Stapel überwintern. Er lockt Spitzmäuse und Igel an. Ein regelrechtes Igelquartier habe ich damals nicht eingebaut weil ich nebenan im Totholzhaufen eins hatte, aber es bietet sich geradezu an. In Lontzen -mit den Ländlichen Gilden Ostbelgien- haben wir es gemacht. Ein paar Brettstücke und ein Stück Teichfolie, oder Dachpappe genügen. Der Igel müsste ja verrückt sein…

In Lontzen kommen auch zwei große Wildbienenblöcke in das Bauteil. Nicht, wie auf meiner Skizze als Scheiben, sondern als Blöcke, damit nicht ins Kopfholz gebohrt werden muss- auch wir lernen dazu. Wir haben Laubholz verwendet. Die Blöcke werden ganz oben eingebaut. Wenn es geht nach Südosten, aber die Tiere nehmen die Liniennester auch in anderen Himmelsrichtungen an. Westen muss es wegen des Schlagregens nicht unbedingt sein.

Zusammenfassung:

  • das Bauteil „Holzgabione“ ist mit Totholzhaufen und Benjeshecken verwandt, hat ähnliche ökologische Eigenschaften, ist aber durch seine Gestaltbarkeit „salonfähig“. insofern mag es auch eine steinerne Verwandtschaft haben, deren Zweck aber rein gestalterisch ist.
  • Es ist äußerst preiswert. Wer einen naturnahen Garten hat, kann fast ausschließlich mit Bordmitteln arbeiten
  • Als Material benötigt man Pfähle, wenn möglich haltbares Material. Zaunspanndraht. Krampen (Schlaufen, Schloepe) Nägel 55mm, 65mm 80mm, jede Menge Äste. Wenn Verkleidung gewünscht ist kommen die beschriebenen Hölzer für die Außenhaut dazu. Übrigens: die Pfähle müssen nicht allzu tief eingeschlagen werden. 30cm reichen. Das Ding stabilisiert sich beim Aufbau durch die Verspannungen enorm. Nur, wenn es direktem Wind ausgesetzt ist (Ortsrandlage), oder, wenn man höher als 1,20m bauen will, muss man etwas tiefer gehen.
  • Die Werkzeuge sind: schwerer Hammer für die Pfähle, Zimmermannshammer (Latthammer), Kneifzange, vielleicht eine Kombizange, Zollstock, Astsäge, Astschere. Eine Wasserwaage oder Vermessungsgeräte braucht man nicht. Es ist Natur, diese Genauigkeit gilt auch für alle angegebenen Maße! Theoretisch kann das ganze Ding wie ein Korb eingekleidet werden. Die Luft geht dann trotzdem noch durch, aber denken Sie daran, dass auch die Vögel noch irgendwo hineinkommen müssen!

Wie gesagt, wenn man anfängt, arbeitet die Fantasie mit, es packt einen, Sie werden sehen!

 

Viel Erfolg und: „loss jonn!“

Ihr

Helmut Herten

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