Weißeln

Sehr zu empfehlen ist das aus alter Zeit bekannte „Weißeln“ der Obstbaumstämme.

Inzwischen wird diese Maßnahme auch häufig bei anderen wertvollen Laubgehölzen angewandt. Wie das aussieht, ist Geschmackssache, Aber was nützen uns Gehölze, die an großflächigen Nekrosen zu Grunde gehen?

Die Maßnahme schützt durch Reflexion die Stämme vor der morgendlichen Wintersonne, aber auch vor der Sonnenglut im Sommer. Beide können zu Rissen führen, welche wiederum Eintrittspforten für allerlei Krankheiten sind (z.B. Krebs, Kragenfäule und Erreger des Bakterienbrandes). Ursache sind die teilweise beträchtlichen Temperaturdifferenzen zwischen der sonnenbeschienenen und der sonnenabgewandten Seite bei geschlossener Schneedecke oder die plötzliche Erwärmung der Oberfläche durch die Morgensonne. Spannungsrisse sind die Folge. Die Sommersonne richtet teils flächige Rindenschäden auf der Süd-Südwestseite an.

 

  • Der Frostriss entsteht nicht unbedingt an der Sonnenseite- eine sonnenbedingte Stammnekrose immer.
  • Die Sonneneinstrahlung ist in den letzten Jahren intensiver geworden, die Zahl der Sonnenstunden deutlich mehr.

 

Darum sollten  besonders junge Obstbäume vor zu großer Wintersonne, aber auch Sonnenbelastung im Sommer geschützt werden.

Mit einer Brühe aus:

  • 1,5 kg Branntkalk auf 10 l Wasser
  • 600 g Tapetenkleister
  • oder mit einem gebrauchsfertigen Weißanstrich (z.B. Von Neudorff, Dr. Stähler, Spies-Urania, Schacht)

Letzterer ist weniger agressiv, ich hoffe, das gefällt den Wicklerpuppen nicht zu sehr!

Ein guter Anstrich schützt auch noch vor Wildverbiss. Auf eine Drahtmanschette, würde ich aber dennoch nicht verzichten.

Speziell bei Pflaumen- verwandten Obstgehölzen vernichtet das Weißeln die bereits in Rindenritzen lagernden Puppen des Pflaumenwicklers und andere Schädlinge.

In Gegenden mit Spätfrost führt Weißeln zu späterem Blütenaustrieb und schiebt die Hauptblüte in der Regel hinter die Spätfröste.

Achtung: Branntkalk ist beim Verarbeiten gefährlich und nur noch in größeren Gebinden zu bekommen.

Als zusätzlichen mechanischen Schutz würde ich einen Jutewickel (Bild 3) empfehlen, der dann nochmals überstrichen wird.

Eine flächige Sonnen-Nekrose (Bild 2) muss nicht vorher noch mit Wundverschluss behandelt werden.

Wichtig ist es, alles Lockere und Faule soweit möglich zu entfernen. Der „Lappen“ (Bild 2, siehe oberes Ende der Wunde) muss z.B. weg, dort kann nicht überwallt werden! Das sieht man jetzt schon.

Einen tiefen Riss, mit Kernholzschaden würde ich vorher verfüllen, abbinden (festigen) lassen und dann wie oben verfahren.

Der Amberbaum (Bild 4) hatte als Nachbarn, dort wo auf dem Bild die Sonnenblumen stehen (vor dem Haus) zwei gewaltige Fichten. Nachdem diese gefällt wurden, riss im Sommer die Rinde auf und der Baum „blutete“. Unter Weißanstrich und Rindenwickel konnte die Wunde heilen. (Heute würde ich bis weit über den Schadbereich hinaus, das gesamte Starkholz weißeln)

 

Helmut Herten

 

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