Feuerbrand

Ein Wort, bei dem- wo es sie noch gibt– die Sirenen von allein zu laufen beginnen. Zumindest bei Obstbaumwarten und Obstbauern. Die hochansteckende, bakterielle Krankheit der apfelfrüchtigen Rosengewächse (Rosaceae) wird durch das Bakterium Erwinia amylovora ausgelöst. Befallen werden in der Hauptsache, Apfel- und Birnbäume, Rot- und Weißdorn, Feuerdorn und Eberesche.

Das Schadbild:

Die jungen, unverholzten Triebe werden zuerst befallen. Sie werden zunächst fahl, welken dann schnell und verfärben sich braun, oft sogar schwarz, die Triebspitze biegt sich bogenförmig abwärts. Die Verfärbung der Blätter schließt den Blattstiel mit ein. [Merke: Beim ebenfalls fiesen, sonst nur schwer zu unterscheidenden Bakterienbrand (Pseudomonas Syringae) bleiben die Blattstiele grün.] Wenn man in die Baumkrone schaut, fallen sofort die vielen trockenen Triebe auf. Wichtig: Die Blätter welken völlig, bleiben aber am Zweig. Es gibt kein Mittel gegen Feuerbrand. Ein nachweislich befallener Baum sollte gerodet und das Holz verbrannt, wenigstens sicher entsorgt werden.

Achtung: Verwechslung möglich!

Zu Verwechslungen führt die „Kirschspitzendürre“ Monilia, die hauptsächlich Steinobstbäume befällt, allen voran Sauerkirschen- und dort an der Spitze: Schattenmorelle. Diese Krankheit, die inzwischen auch Kernobst befällt, hat als Erreger den Pilz Monilia Laxa. Ich habe in einem früheren Beitrag über den Stillstand in der Blütenentwicklung, im vergangenen Frühling (2021) geschrieben. Das bewirkt in Verbindung mit dem sommerlichen Sonnenmangel eine Verzögerung der Ernte. Andererseits öffnet die verlängerte Blütezeit den Sporen des Schadpilzes ein willkommenes Zeitfenster, denn sie dringen hauptsächlich über die Blüten ein. Mit etwas Regen geht’s noch besser!

Dieser Pilz braucht als Nahrung totes Gewebe. Daher sondert er ein Zellgift ab, welches mit den Saftströmen der Wirtspflanze in den Wachstumsbereich transportiert wird und das als Welke und Dürre erkennbare Schadbild verursacht. Die befallenen Steinobstzweige, Blüten und Früchte sind in der Regel mit vielen klebrigen „Gummitröpfchen“ bedeckt. Im Lauf des Jahres versucht der Pilz, sich weiter, auch auf andere Wirte auszubreiten. Da die Blütezeit vorbei ist, suchen die staubartigen Pilzsporen andere Wege. Nun bieten sich alle Beschädigungen von Rinde, Blatt und Frucht an: Hagelschäden, Schnittstellen, Vogel und Insektenbisse an den Früchten. Monilia kann durch frühzeitig eingesetzte Fungizide bekämpft werden. Auch das konsequente Herausschneiden der befallenen Teile kann helfen. Mein Tipp: ein stark mit Monilia befallener Kirschbaum ist so gut wie verloren, fällen Sie ihn! Die verwendeten Werkzeuge müssen desinfiziert, oder abgeflämmt werden. Ersatz für Schattenmorelle: Morina. Sie machen sich das Leben leichter, glauben Sie mir! Bei Kernobst (Apfel, Birne) wirkt sich das Ausschneiden der Schadstellen deutlich besser aus. Sie schmecken dem Pilz wohl nicht gut genug, er gibt schneller auf.

Warum halte ich mich beim Thema Feuerbrand so viel mit Monilia auf?

Ich habe Pröbchen zum Fachbereich 62 der Landwirtschaftskammer NRW geschickt (Das ist der Pflanzenschutzdienst).

Das Probematerial wurde im Labor auf Befall mit Feuerbrand- Bakterien untersucht.

Ergebnis: Kein Feuerbrand!

Wir sind nicht die einzigen, die sich diesbezüglich Sorgen gemacht haben, aber es ist doch kein „Feuerbrandjahr“. Dem Ergebnisprotokoll liegt ein Schreiben bei, aus dem zu entnehmen ist, dass in diesem Jahr eine gehäufte Besorgnis bei Gartenbesitzern besteht, Feuerbrand im Bestand zu haben. Einer der Gründe ist weiter ober erläutert (Monilia). Aber es gibt noch mehr. Laut LWK wirkt sich der Wassermangel der vergangenen Jahre mit Verzögerung in den Bäumen aus. Eine deutliche Zunahme von Schäden, die nicht unmittelbar durch Schädlinge oder Krankheiten bedingt sind, ist zu verzeichnen. Die Pflanzen müssen mit den Wetterkapriolen zurechtkommen. Wer dieses Jahr zu bestimmten Zeiten Bäume geschnitten hat und über einige Erfahrung verfügt, hat den Unterschied bemerkt, wie die Wachstumsschicht mit Flüssigkeit gesättigt war. Wieviel größer die Gefahr des Ausreißens der Rinde war. Aber wer kann wissen, ob nicht in den „mageren Jahren“ bestimmte Leiterbahnen durch Unterbeanspruchung, fehlendes Wasser, regelrecht verkümmert sind und jetzt nicht mehr die volle Leistung bringen können? Dann wird an den Spitzen nicht mehr überall genug ankommen und dann gibt es Welke- Erscheinungen.

Weiter:

Nach langen Regenperioden sind die Blätter empfindlich gegen plötzliche Sonneneinstrahlung: Blattflecken, Welke, Blattfall. Allerdings hat das keine Ähnlichkeit mit Feuerbrand, höchstens mit Herbst.

Außerdem:

In diesem Frühjahr sind auch an Jungtrieben, die dem Ostwind ausgesetzt waren, Frostschäden entstanden, die auch trockene und teilweise schwarze Blättchen verursacht haben. Harmlos!

Fazit:

Den Klimawandel haben wir am Hals, aber zurzeit keine Feuerbrand- Epidemie. Dennoch empfiehlt es sich, im Zweifelsfall eine Probe zum Pflanzenschutzdienst der LWK zu senden. Die Untersuchung auf Feuerbrand kostet Sie nur das Porto. Entnehmen Sie drei etwa 30cm lange Triebe. Der Übergang von gesundem- zu krankem Gewebe muss dabei sein. Vorsichtig in etwas Zeitungspapier einschlagen und in ein „Kartöngchen“ legen. Mit hinein gehört ein freundliches Begleitschreiben mit hilfreichen Angaben:

  • Warum senden Sie die Probe ein, Beobachtungen?
  • Was ist das? Baumart, Obstart, wenn möglich Sorte,
  • Standort? Garten öffentliches Grün, Wiese/ Weide,
  • Sind andere befallene Pflanzen in der Nähe?

Das „Kartöngchen“ wiegt fast nichts, kostet aber trotzdem was. Aber das Porto sollte es einem schon wert sein, um Gewissheit zu haben. Eine Gewissheit auf Ausschluss von Feuerbrand. Die Wahrscheinlichkeit auf Monilia ist dann groß. Bei Steinobst (Kirsche…) fast sicher. Sollten Sie aber bei Apfel oder Birne mit dem Herausschneiden keine Abhilfe schaffen können, sehen Sie sich die neu erkrankten Stellen nochmals genau im Hinblick auf Bakterienbrand- Anzeichen an (Pseudomonas Syringae). Im Internet sind die Verwechslungsmöglichkeiten bildlich aufgeführt, es gibt auch Insekten, die solche Schadbilder erzeugen. Das kann man aber ganz gut unterscheiden. Eventuell nehmen Sie nochmals Kontakt zur LWK auf. Mail: bodo.hartung@lwk.nrw.de

Tipp

Eine Untersuchung mit dem Auftrag: „sag mir mal, was das ist“ kann sehr teuer sein, eine mit dem Auftrag: „sag mir ob es das ist“ ist einfacher und kostet manchmal nichts. Noch einer: Sorgen Sie für Insekten- (Murmeltränken) und Vogeltränken im Garten. Wenn weit und breit kein Wasser ist, was würden Sie an Stelle der Tiere tun? Am Apfel knibbeln!

Was man sonst noch beachten sollte:
  • Krankes Schnittgut immer vernichten
  • Keine Schattenmorelle mehr pflanzen, stattdessen: Morina
  • Alle Fruchtmumien (hängenbleibende, tote Früchte) entfernen, vernichten
  • Werkzeuge mit entspr. Mittel (Alk.) oder/oder Flamme desinfizieren
  • Auch wenn Sie Wundverschlussgegner sind, überlegen Sie gut, ob es- zumindest zu bestimmten Zeiten nicht doch ratsam ist. Das fängt im Dezember schon an.

Viel Erfolg

Ihr

Helmut Herten

Erster Vorsitzender

Quellen:

  • Schreiben der LWK NRW zum Prüfbericht v.24. August 2021
  • Aufsatz des Garten- und Naturfreundes J. Frenz vom Obst- und Gartenbauverein Herzogenrath
  • Eigene Erfahrungen

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